Die Briten haben sich entschieden, sie wollen die Europäische Gemeinschaft verlassen. Viele, die für den Brexit gestimmt haben, konnten aber nicht ahnen, welche Folgen der Austritt ihres Landes für die Bürger der EU hat. Was der Brexit angerichtet hat, wird wahrscheinlich erst nach und nach klar werden und es wird besonders diejenigen treffen, die zu Vorsorgezwecken sparen, sie müssen sich auf harte Zeiten einstellen.
Die Zinsen bleiben niedrig
Vor dem Brexit hatten die Sparer die Hoffnung, dass die Zinsen für ihre Geldanlagen in absehbarer Zeit wieder steigen würden, nach dem Brexit ist diese Hoffnung nun in weite Ferne gerückt. Ein vorzeitiges Ende der Niedrigzinspolitik ist nicht in Sicht, denn nach dem Austritt der Briten aus der EU werden die Banken ihre Geldpolitik noch weiter lockern und Experten sehen erst für das Jahr 2023 das Ende der niedrigen Zinsen. Was vor acht Jahren mit der internationalen Finanzkrise nach dem Zusammenbruch der Lehman Bank begann, wird jetzt durch den Brexit praktisch zementiert: Sparen lohnt sich nicht mehr.
Negativzinsen sind kein Tabu mehr
Die Europäische Zentralbank bestraft die Banken, die ihr Geld parken, mit einer rigiden Nullzinspolitik und die kleinen Anleger müssen diese zweifelhafte Politik der EZB ausbaden. So rechnen Finanzexperten mit einem Zinssatz von 0,6 % für das Tagesgeld, eine der Lieblingskapitalanlagen der deutschen Anleger. Bis 2019 kann diese Grenze jedoch noch weiter sinken und wenn das passieren sollte, dann wird damit gerechnet, dass die Anleger ihr Geld vom Tagesgeld- oder Festgeldkonto abheben und es sich lieber unter das Kopfkissen legen. In der Folge würde das Bankensystem sehr wahrscheinlich zusammenbrechen, ein Effekt, der sehr schnell sehr gefährlich werden kann.
Probleme mit der Lebensversicherung
Die klassische Lebensversicherung war über Jahrzehnte eines der beliebtesten Anlageprodukte in Deutschland. Millionen haben eine Lebensversicherung abgeschlossen, um Geld für die Altersvorsorge anzulegen. In der Regel legen die Versicherer das Geld ihrer Kunden in festverzinslichen Anlageformen wie zum Beispiel Staatsanleihen an. Für diese Staatsanleihen müssen jetzt allerdings Negativzinsen gezahlt werden und damit stehen die Versicherungsgesellschaften vor einem massiven Problem. Sie müssen nach neuen Wegen suchen und nicht selten sind dann auch riskante Anlageformen im Gespräch, die zwar einen guten Zinssatz versprechen, aber mit Vorsicht zu genießen sind.
Ein Teufelskreis ohne Ende
Die Krise, die besonders die Lebensversicherer betrifft, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch weiter verschärfen und damit beginnt eine Art Teufelskreis. Wenn die Konjunktur schlecht ist, dann fühlt sich die Notenbank dazu veranlasst, das Zinsniveau noch weiter zu senken. Diese Reaktion sorgt bei den Anlegern und Sparern für das Gefühl, dass die wirtschaftliche Lage schwierig ist. Sie beginnen, verstärkt zu sparen und konsumieren dann entsprechend weniger, und das schwächt schließlich wiederum die Konjunktur. Dieses Szenario sollte die Notenbanken dazu veranlassen, den gewählten Kurs wieder zu verlassen, aber das tun sie nicht. Sie machen genau das Gegenteil, wie zum Beispiel die Bank of England, die aller Voraussicht nach schon Mitte der nächsten Woche den Leitzins noch einmal senken wird, sehr wahrscheinlich auf 0,25 %.
Nur die USA werden die Zinsen vielleicht mittelfristig wieder anheben, ob die europäischen Länder nachziehen werden, ist aber mehr als fraglich.
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