Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank nimmt langsam aber sicher immer groteskere Züge an und die Minuszinsen stellen die klassischen Geldanlagen auf den Prüfstand. Zwar müssen die Sparer in Deutschland noch keine „Strafgebühren“ zahlen, dafür haben die Banken aber die Gebühren erhöht, was auf das Gleiche hinausläuft. In der Schweiz sieht das ein wenig anders aus, denn wer zum Beispiel in Staatsanleihen investieren möchte, der muss Geld mitbringen und das führt jetzt zu etwas absurden Sparmethoden.
Die Schweizer Idee
Die Schweiz und das Geld – das ist eine sehr innige Liebe, momentan haben die Schweizer Bürger jedoch eine etwas gestörte Beziehung zum Geld, denn sie wissen nicht mehr, wie und wo sie ihr Geld anlegen sollen. Damit stehen sie zwar nicht alleine in Europa, aber die Eidgenossen haben sich an eine alte Tugend erinnert: Sie horten Bargeld. Rund 68 Milliarden Schweizer Franken sind zurzeit im Umlauf und seit dem Jahr 2008 ist diese Zahl sprunghaft angestiegen. Münzen und Scheine haben wieder eine große Bedeutung und um den 1000-Franken-Schein gibt es mittlerweile einen regelrechten Hype. Der große Schein wird in den meisten Geschäften überhaupt nicht mehr akzeptiert, trotzdem sind 62 % dieser Scheine im Umlauf. Innerhalb der Euro-Zone soll der 500,- Euro Schein vom Markt verschwinden, ob sich die Schweizer aber ihre „Ameise“, wie der 1000-Franken-Schein liebevoll genannt wird, wegnehmen lassen, ist jedoch fraglich.
Sparen lohnt sich wieder
Eigentlich will die EZB mit ihrer Zinspolitik das Sparen unattraktiv machen, aber die Schweizer stört das nicht weiter, sie haben den guten alten Sparstrumpf wieder für sich entdeckt. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn als die Bundesanleihe, eine der beliebtesten Schweizer Geldanlagen, mit einem Negativzins von 1,1 % belegt wurde, da waren die Schweizer mit ihrer Geduld am Ende. Seit die Rendite für den sogenannten „fünfzigjährigen Eidgenossen“ im negativen Bereich ist, horten die Bürger der Schweiz ihr Geld lieber zu Hause.
Wer profitiert von der Krise?
Alle drei Wochen feiern die Hersteller von Tresoren und Geldschränken ein neues Umsatzhoch, denn die Branche boomt und kann sich vor Aufträgen kaum retten. Noch vor wenigen Jahren bestand zwei Drittel der Kundschaft aus Firmen und Unternehmen und ein Drittel aus Privatpersonen, heute ist es genau umgekehrt. Da es Safes und Tresore in allen Größen und Preisklassen gibt, findet jeder Schweizer das Modell, das zu ihm und seinen Sparplänen passt.
Die Banken beobachten
Fast scheint es so, als wären die Banken die Verlierer in einer Geschichte, die sie selbst geschrieben haben. Sie sehen mit Missfallen die Sparwut der Schweizer Bürger, denn dass wieder auf eine klassische Art und Weise, nämlich mit Bargeld gespart wird, das war eigentlich nicht der Sinn der Sache. Mit den Minuszinsen sollten sowohl Unternehmen als auch Versicherungen und Privatpersonen davon abgehalten werden, ihr Geld zu lagern. Sie sollen es stattdessen lieber ausgeben, sich dem Konsumrausch hingeben und so die Konjunktur kräftig ankurbeln. Zumindest in der Schweiz ist das bis jetzt noch nicht gelungen, denn die Schweizer halten sich offenbar an ein altes Sprichwort, das da lautet: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“.
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