Lebensversicherungen waren für eine sehr lange Zeit die wohl sicherste Geldanlage. Dann senkte die Europäische Zentralbank die Zinsen und plötzlich verlor die so sichere Lebensversicherung ihre Attraktivität. Die Versicherer sind kaum noch in der Lage, das Geld, was ihre Kunden in die Lebensversicherung einzahlen, zu guten Konditionen anzulegen. Jetzt haben die großen Versicherer angekündigt, die laufende Verzinsung für das kommende Jahr noch einmal zu senken. Somit schaffen sie bei einer einst so beliebten Geldanlage eine Zweiklassengesellschaft. Die Verlierer dabei sind einmal mehr die jungen Leute.

Der große Boom der Lebensversicherungen

kritische Versicherung
Zweiklassengesellschaft bei den Lebensversicherungen

Es ist gerade einmal zwölf Jahre her, da konnten sich die Anbieter von Lebensversicherungen vor dem Ansturm der Kunden kaum retten. Im Dezember des Jahres 2004 wollten Millionen Deutsche noch eine Lebensversicherung abschließen, denn das Angebot der Versicherer war zu verlockend. Wer noch vor dem Jahreswechsel eine Lebensversicherung abschließt, so die Anbieter damals, der kann sich über Steuerfreiheit bei den künftigen Erträgen aus der Versicherung freuen. Das Jahr 2004 war das letzte Jahr, in dem es einen solchen Boom bei den Lebensversicherungen gab.

Doppelte Freude

Alle, die vor zwölf Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen haben, können sich heute gleich doppelt freuen, denn sie profitieren nicht nur vom Privileg der Steuerfreiheit, sondern auch von einen hohen Garantiezins. Selbst wenn Zinssätze von 2,75 % zu damaliger Zeit recht wenig waren, im Vergleich zu heute ist dieser Zinssatz Top. Für die Versicherungen sind die guten Zinssätze allerdings eine Katastrophe und sie müssen handeln. Die Garantiezinsen müssen gesenkt werden und es wird damit gerechnet, dass im kommenden Jahr die 2,75 % erstmals nach unten korrigiert werden. Nur diejenigen, die 2004 ihren Vertrag für eine Lebensversicherung unterschrieben haben, können sich weiter freuen, denn für sie ändert sich trotz der Niedrigzinsphase nichts.

Die jungen Leute sind die Verlierer

die jungen verlieren
Die junge Generation verliert

Während sich diejenigen freuen können, die vor zwölf Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen haben, ärgern sich die jungen Leute, bei denen die Entscheidung für eine Lebens-versicherung vor zehn Jahren fiel. Aktuell bekommen diese Versicherten einen Garantiezins von 1,25 % und sie müssen auf eine gute Rendite verzichten, damit andere in den Genuss eines deutlich besseren Garantiezinses kommen. So ist aus dem Kollektiv, was die Lebensversicherungen einmal auszeichnete, eine Zweiklassengesellschaft geworden, denn auf der einen Seite stehen die Gewinner mit einem hohen garantierten Zinssatz und auf der anderen Seite stehen die Verlierer, die zugunsten der Gewinner auf eine Rendite verzichten müssen.

Den Grundgedanken gibt es nicht mehr

Lange Zeit war die Lebensversicherung eine sichere Sache, wenn es um die Altersvorsorge ging, aber diese Zeiten sind lange vorbei. Der Grundgedanke und das eigentliche Prinzip einer Lebensversicherung existieren praktisch nicht mehr und nicht nur die Versicherten, auch die Angehörigen sind die Opfer der verfehlten Zinspolitik der EZB. Früher konnten die Versicherten mit ihren monatlichen Beitrag auch für den finanziellen Schutz der Angehörigen sorgen, das ist heute nur noch sehr begrenzt möglich.
In früheren Zeiten konnten die jungen Leute vom Altzins profitieren, in der heutigen Zeit müssen sie das Altgeschäft mit ihren Beiträgen finanzieren. Probleme haben aber auch die Versicherer, denn sie sind gezwungen, aufgrund des hohen Garantiezinsversprechens jedes Jahr mehrere Milliarden Euro als Rücklage zur Seite zu legen. Ende 2015 wurden 32 Milliarden gesammelt, in diesem Jahr werden weitere 14 Milliarden dazukommen. In zehn Jahren wird das notwendige Polster schon zwischen 150 und 240 Milliarden liegen und dank der Zinspolitik der EZB sieht die Zukunft für die Versicherer und ihre Kunden weiterhin sehr düster aus.

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Wie die Lebensversicherung zur Zweiklassengesellschaft wird
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